14.11.2023

UTOPOLIS & Die Freie Uni Oberhausen – Das Ende vom Anfang

Kinnas, wie die Zeit vergeht!

Wir können es selbst kaum glauben, aber das Modellprogramm „UTOPOLIS-Soziokultur im Quartier“ ist vorbei und mit ihm auch 4 wunderbare Jahre unseres Projekts „Mut im Revier", in dessen Rahmen wir nicht nur die großartigen Räumlichkeiten der heutigen Unterhaus-Galerie schaffen, sondern auch die Freie Uni Oberhausen in unserem Stadtteil etablieren konnten.

Doch wer meint, die Freie Uni hat nun ebenfalls ein Ende, ist schief gewickelt: Das war erst der (zweite) Anfang!

Wir sammeln neue und alte Kräfte und wollen 2024 wieder richtig durchstarten – Mit euch!

An dieser Stelle lassen wir nun aber erstmal einen Blick in die Vergangenheit schweifen und präsentieren euch die Freie Uni vom Anfang bis zum Ende (vom Anfang 😉).

UTOPOLIS und die Freie Uni: Here we go

Das 0. Semester – Die Geburt der Freien Uni Oberhausen

Im Rahmen des Quartiers-Projekts „GUTE HOFFNUNG 2015 – Stadtentwicklung positiv!“ entstand die FUni. Mit dem bis heute gültigen Prinzip: Ihre Inhalte und dann Seminare entstanden durch die Arbeit einer heterogen besetzten Gründungskommission. Ihr Ergebnis waren 5 Seminare: Stadt(t)räume | Quartiers-Quartett |Henkelmann-Kantine | Wie, Wozu, Warum? | Geflüchtet & Hier. Das letzte Thema setzten wir, nachdem v.a. durch die beginnende Niederschlagung der Revolution in Syrien im Sommer 2015 viele Geflüchtete auch zu uns nach Oberhausen kamen. Nach zweimonatigen intensiven Arbeiten mündete dieses eigentlich allererste Semester der Freien Universität Oberhausen in einer fulminanten Abschluss-Präsentation und -Party. Auch dieses Prinzip gilt bis heute.


Das 1. Semester – Die FUni beginnt zu laufen

Im Rahmen des Bundesprogramms „UTOPOLIS – Soziokultur im Quartier“ erhielten wir die Möglichkeit, unsere Freie Uni über vier Jahre langfristig zu planen und durchzuführen. Der Neustart fand im Jahr 2019 statt: Ein großartiger Aufschlag! Über diverse Kommunikations- und Planungsprozesse – wieder beginnend mit einer Gründungskommission, welche die bis heute gültige Struktur der FUni mit nun fünf Fakultäten und darin je 3 bis 6 Seminaren und Workshops erfand – fanden sich final über 30 verantwortlich Aktive zusammen, um das Geplante mit Leben zu erfüllen. Der Charme des Anfangs und der Pionier*innen.

Das 2. Semester – 2020 Shut Downs und Stadterneuerungen

Mit dem Schwung des utopolischen Neustarts der FUni wurde im Februar 2020 das zweite Utopolis-Semester geplant. Es sollte im Frühjahr 2020 starten. Multilingualer, diverser, noch mehr Menschen im Quartier erreichend, involvierend, aktivierend. Mit einem 6-monatigen fixen Plan aller Aktivitäten: nicht nur online, auch gedruckt! Dann kam der erste Lockdown. Abwarten. Danach alles nochmal neu, eine beeindruckende Energieleistung aller professionell und v.a. bürgerschaftlich Engagierten: Wieder ein Plan wie zuvor, jetzt tatsächlich als Heft gedruckt. Mit spätem Beginn des Semesters sofort wieder Einschränkungen: immer neue Hygienepläne, Ängste und Gernervtsein bei allen Teilnehmer*innen. Im Oktober war nach grade mal 1/3 der geplanten Aktivitäten Schluss, Lockdown II. In diesem Jahr trat die zweite Säule unseres UTOPOLIS-Projekts in den Vordergrund: Stadterneuerungen. Die Nebenräume vom Unterhaus wurden gemeinsam mit Neu-Oberhausenern saniert und zu einer Galerie gestaltet, die erste Ausstellung entstand in Kooperation mit Aktivist*innen aus Moria, weil es uns nicht egal ist, wie die Europäische Union fundamentale Menschenrechte brutal missachtet – # EuropeMustAct, # LeaveNoOneBehind: So wie es ist, kann es nicht bleiben. Zum Tag der Menschenrechte malten wir Menschenketten auf den Boden unserer Stadt, weil die ursprünglich geplante solidarische Menschenkette durch ganz Europa verboten wurde. Und es entstand – als ein Projekt von Weltbaustelle NRW mit uns als lokalem Partner – ein Wandbild (auch) zu diesem Thema, optimistischer: So wie es ist, wird es nicht bleiben.

Das 3. Semester – Umsonst und draußen in orange

Zur Gründungskommission für dieses Semester durften wir nicht öffentlich einladen, dies wäre eine verbotene Veranstaltung gewesen. Also verabredeten sich nur die bereits zuvor Involvierten, dies war ein erlaubtes Arbeitstreffen. Sie alle hatten die Schwierigkeiten des letzten Jahres erfahren und keine Lust auf Wiederholung. Natürlich nicht auf einen nochmaligen Lockdown, doch ebensowenig auf täglich wechselnde Vorschriften und Einschränkungen für Begegnungen in Innenräumen. Die Gründungskommission fand eine gordische Lösung: Veranstaltungen ausschließlich draußen! Aus dieser Not wurde schnell auch eine Lust: Wir besorgten – farblich an unser Lastenfahrrad, das nun unser zweitwichtigster Mitarbeiter wurde, angepasstes – Equipment: Klappstühle, Sonnenschirme, Klapptische, Tischdecken, Wärmedecken. Und eine taubenblaue Camping-Kühlbox. Der Anlass war mies, die Challenge wurde lustvoll angegangen, das Ergebnis war beindruckend und monatelang quartiersweit sichtbar: Wow, was alles im offenen Stadtraum geht – umsonst und draußen und alles in orange!

Das 4. Semester – Kontrastierend und unbeschränkt live

Endlich konnten wir uns wieder unbeschränkt live begegnen und in zwei ideenreichen Planungstreffen ein vielfältiges Programm für unser 4. Semester auf die Beine stellen. Vom Repair Café über Street Art, Gesang, Kalligraphie, Urban Gardening, Kunst am lebenden Objekt bis zum seit FUni-Beginn bei uns präsenten Debattierclub. Und in unserer neuen Unterhaus-Galerie konnten wir gleich zwei spannende Ausstellungen präsentieren. Die Corona-Maßnahmen wirkten jedoch nach: Was wieder erlaubt war, war merkbar anders als vorher, die öffentliche Stadt leerer als zuvor, Menschen blieben weiterhin mehr für sich. Und wieder gab es ein politisches Ereignis, diesmal: der Krieg Russlands gegen die Ukraine, das auch in unser Quartier wirkte. Kurzzeitig wurde unsere Unterhaus-Galerie eine Kleiderkammer für aus der Ukraine geflüchtete Menschen. Danach auch wieder zum FUni-Raum, u.a. für das geschichtlich antinationalistisch aufklärende Seminar „Kulturelles Erbe & Migration“ des ukrainischen Historikers, der zuvor die Kleiderspenden-Aktion organisierte. Und unser FUni-Seminar „Sound of Oberhausen“ machte sich auf die Suche nach Friedensklängen und erschuf final die Klang- & skulpurale Installation FRIEDENSplatz. Zum Utopolis-Finale wurde sie noch einmal auf dem Oberhausener Friedensplatz präsentiert.

ZWISCHENSEMESTER mit UNTERSEMESTER

Zum Finale unserer vier UTOPOLIS-Jahre, die am 1. Oktober 2023 endeten, haben wir kein neues ‚ordentliches’ Semester gestemmt. Wir haben aber auch kein Sabbatical eingelegt …

Wir nutzen die Zeit zur Reflexion über die letzten vier Jahre, zur Intensivierung schon bestehender und zur Initiierung neuer Partnerschaften zu im Quartier OB-Mitte aktiven Menschen und Initiativen. Und zu einigen außergewöhnlichen FUni-Praxen. Ihre sichtbarste war das UNTERSEMESTER: eine Kooperation mit dem Unterhaus-Kollektiv und, mit ihm verbunden, auch jungen Umweltaktivist*innen von Fridays for Future und insb. einer Initiative, die den von durchgeknallten Autobahnausbauplänen bedrohten Sterkrader Wald zu retten versucht.

Außerdem verschwisterten wir uns noch mehr als eh schon mit unseren Freund*innen vom krass besonderen Supermarkt der Ideen, der sich in den letzten Jahren zu einem überregional einmaligen innerstädtischen Co-Working-Space entwickelte: Kein Computer ist dort zu sehen, dafür (und auch zu hören) eine Holzwerkstatt, eine Nähwerkstatt, ein Mal-Atelier, ein 3-D-Drucker, eine Schweißerei etc. – kollektiv genutzt von handwerklich und kreativ aktiven Menschen in unserem Quartier. Gemeinsam mit den aktuellen Träger*innen dieses Ortes, insb. unserem langjährigen FUni-Partner Hand drauf e.V. und dem Fraunhofer Institut UMSICHT, veranstalteten wir im August drei zum neu Mitmachen animierende Open-Air-Tage auf dem innerstädtischen Altmarkt. An diesen Tagen präsentierten wir erstmals auch öffentlich unsere letzte, gemeinsam mit Fraunhofer UMSICHT und der Kirchengemeinde Herz Jesu entwickelte Stadterneuerungs-Idee: den Umbau und die multifunktionale Neunutzung eines kleinen Pavillons vor der Herz-Jesu-Kirche, auf dem Altmarkt. Und wir wirkten mit an der Entstehung einer neuen Website für soziokulturelle Veranstaltungen in Oberhausen.

Nur noch knapp im Beta-Stadium: => www.superhausen.de!

Ebenfalls in Kooperation mit Fraunhofer UMSICHT und mit der Stadt Oberhausen begannen wir ein neues dreijähriges Quartiers-Projekt: Creative City. In dessen Rahmen soll auch unsere Freie Universität Oberhausen eine Fortsetzung erfahren.

Eine Initiative dieses neuen Projekts Creative City ist der 2023 begründete Kreativkreis. Zur Mitwirkung eingeladen sind alle im Quartier OB-Mitte aktiven und insb. auch alle hier lebenden Menschen.
Dieser neue Kreativkreis trifft sich an jeden 2. Dienstag im Monat an wechselnden Orten.
Wir laden alle Kreativkreis-Aktive ein zur Mitwirkung in der für Ende 2023/Anfang 2024 geplanten neuen Gründungsversammlung für das 5. Semester der Freien Universität Oberhausen in 2024.

Ihr wollt dabei sein? Dann schreibt uns eine Mail an uni@kitev.de.

Die FUni-Taube fliegt weiter durch’s Quartier!

P.S. Natürlich haben wir nach bewährter Tradition das Ende des 4. Semesters und damit auch unser UTOPOLIS-Finale mit Torte, Tanz und viel Tamtam gebührend gefeiert. Alle Infos, Bilder und Viedeos dazu findet ihr =>hier.

Ihr habt noch nicht genug?!

Hier geht's weiter mit unserer Filmsammlung:

FREIE UNIVERSITÄT OBERHAUSEN – Filme 2016-2022

2015/2016 – Das 0. FUni-Semester (im Rahmen von Kreativ.Quartiere RUHR)

Live-Erinnerung: Wie – und von wem? – die Freie Uni erfunden wurde

Film: mediaDEVICE; 04:45 Min.

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Resümee & Ausblick zum Ende des 0. Semesters

Film: mediaDEVICE; 11:08 Min.

Den Link zum Film findet ihr auch => hier

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2019 – Das erste FUni-Semester (im Rahmen von UTOPOLIS: Mut im Revier!)

Finale des ersten Utopolis-Semesters: Semesterabschlussparty

Film: zweischritte.berlin; 12:15 Min.

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2020 – Das zweite FUni-Semester (im Rahmen von UTOPOLIS: Mut im Revier!)

Freie Uni als Passion

Film: zweischritte.berlin; 20:50 Min.

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2021 – Das dritte FUni-Semester (im Rahmen von UTOPOLIS: Mut im Revier!)

Stadterneuerung: Marzio Cappello – Nicht nur Arbeit, Arbeit, Arbeit

Film: zweischritte.berlin; 14:40 Min.

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People Dream in Black and White – Semesterauftakt

Film: Sababa Production; 05:30 Min.

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Windiger Abschluss – Geschafftes Semester

Film: zweischritte.berlin; 13:15 Min.

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Rezas Vogelscheuche

Film: zweischritte.berlin; 02:10 Min.

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Und ab 2024 in einem Kino in eurer Nähe:

UTOPOLIS – Der Film !!!

Infos dazu folgen. :)


Wir bedanken uns für viereinhalb wunderbare Utopolis-Jahre in Oberhausen bei allen Mitwirkenden, bei allen neugierigen Quartiersbewohner*innen, bei unserem kitev-Kollektiv
– und bei unseren Förderern: